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Make Love not War

Warum jetzt wieder „Make Love not War“?

Autor: Dirk Liesch (mit KI Unterstützung, ChatGPT, DeepSeek)

Eine Einleitung:

Es gab eine Zeit, in der Blumen stärker waren als Bomben.

Die Flower-Power-Bewegung entstand nicht aus Naivität, sondern aus Entsetzen. Aus den Bildern verbrannter Dörfer, napalmversehrter Kinder und traumatisierter Soldaten im Vietnamkrieg. Aus der Erkenntnis, dass militärische Überlegenheit keine moralische Überlegenheit erzeugt – und dass Gewalt, einmal entfesselt, sich nie mehr kontrollieren lässt. Millionen junge Menschen verweigerten sich diesem System. Sie tanzten, liebten, experimentierten, sangen und sagten laut: *„Make Love not War.“*

Und sie hatten – zumindest teilweise – Erfolg.
Der Vietnamkrieg endete.
Der gesellschaftliche Druck auf Aufrüstung wuchs.
Der Kalte Krieg verlor seinen absoluten ideologischen Ernst und fror schließlich ein, bis er Jahrzehnte später zerbrach. Die Welt wurde nicht perfekt – aber sie wurde friedlicher, offener, freier. Frauenrechte, sexuelle Selbstbestimmung, LGBTQIA+-Sichtbarkeit, alternative Lebensformen, ökologische Bewegungen: All das wäre ohne diese kulturelle Erschütterung kaum denkbar gewesen.

Make Love not War – eine andere Welt ist möglich
Make Love not War – eine andere Welt ist möglich (KI, CgatGPT)

Heute jedoch stehen wir wieder vor einem Scherbenhaufen.
Ukraine. Gaza. Sudan. Jemen. Syrien. Afghanistan. Libyen.
Ein neuer Kalter Krieg zeichnet sich ab – diesmal multipolar, digital, hybrid. Staaten investieren Billionen in Aufrüstung, während globale Probleme wie Klima, Ungleichheit und psychische Erschöpfung ungelöst bleiben. Millionen Tote, Millionen Traumatisierte – und trotzdem glauben noch viele, dass „mehr Waffen“ zu „mehr Sicherheit“ führen.

Die Geschichte scheint sich nicht nur zu wiederholen – sie beschleunigt sich.

Die naheliegende Frage lautet daher nicht:
„War Flower Power falsch?“
sondern:
„Was haben wir damals falsch oder unvollständig gemacht – und wie können wir es besser, tiefer und nachhaltiger versuchen?“

Denn ja: Die Flower-Power-Bewegung scheiterte in Teilen.
Kommunen zerbrachen. Ideale verflüchtigten sich. Freiheit kippte manchmal in Beliebigkeit, Verantwortungslosigkeit oder spirituelle Flucht. Liebe wurde gepredigt, aber nicht immer gelebt. Strukturen fehlten, Konflikte wurden verdrängt statt transformiert.

Doch aus Fehlern kann man lernen.

Der folgende Essay ist ein Vorschlag genau dazu.
Ein zweiter, reiferer Anlauf.
Weniger romantisch-verklärt – dafür biologisch, psychologisch, sozial und spirituell fundierter.

Er nimmt eine provokante, aber erstaunlich ernsthafte Idee beim Wort:
Was wäre, wenn wir Konflikte nicht zuerst mit Dominanz, Drohung und Abschottung lösen – sondern mit Nähe, Vertrauen und Lust am Miteinander?

Der Vergleich mit Bonobos, unseren friedlichsten nahen Verwandten, ist dabei kein Gag, sondern ein Spiegel. Sie zeigen uns: Gewalt ist keine biologische Notwendigkeit. Dominanz ist keine Naturkonstante. Kooperation, Sexualität und Fürsorge können tragende gesellschaftliche Prinzipien sein.

"Make Love not war" Symbol, Friedenszeichen, im Chemnitzer Wissensgarten
„Make Love not war“ Symbol im Chemnitzer Wissensgarten

„Make Love not War“ ist hier kein Slogan mehr, sondern ein Handlungsvorschlag.
Kein Rückzug ins Private, sondern ein politischer, kultureller und zwischenmenschlicher Entwurf.
Nicht als Entweder–Oder (Patriarchat vs. Matriarchat, Monogamie vs. Polyamorie, Spiritualität vs. Wissenschaft), sondern als integrierte Mischform: menschlich, lustvoll, verantwortlich.

Vielleicht ist es naiv.
Vielleicht ist es radikal.
Vielleicht ist es genau das, was wir jetzt wieder brauchen.

Denn wenn wir eines aus der Geschichte gelernt haben sollten, dann dies:
Waffen beenden keine Kriege – Menschen beenden sie.
Und Menschen, die sich verbunden fühlen, führen seltener Krieg.

Was folgt, ist ein Plädoyer für diese Verbindung.
Für Liebe als soziale Technologie.
Für Einfachheit in einer überkomplex wahrgenommenen Welt.
Für einen neuen Versuch, es anders zu machen –
besser, bewusster und nachhaltiger.

Wer möchte kann gerne parallel zum Lesen des Essay eine Erinnerung an das Woodstock Festival 1969 laufen lassen (Dauer: 1:16:27 min):

Make Love not War

Eine Bonobo-Inspiration für menschlichere Zeiten

Die Blumen, die einst eine Mauer durchbrachen

Es gibt Bilder, die sich in das Gedächtnis der Menschheit einbrennen. In den 1960er Jahren waren es nicht nur die Schreckensbilder des Vietnamkrieges – napalmverbrannte Kinder, zitterende Soldaten, zerbombte Dörfer –, sondern auch ihr kraftvolles Gegenbild: Ein junger Mann, der einer Reihe bewaffneter Soldaten eine Blume in den Gewehrlauf steckt. Diese Geste wurde zur Ikone der Flower-Power-Bewegung, einer massenhaften Weigerung, den Kreislauf der Gewalt als unausweichlich hinzunehmen. Diese Bewegung, getragen von der einfachen, radikalen Einsicht „Make Love, not War“, tat mehr, als nur Protest zu artikulieren. Sie infizierte die kollektive Psyche mit einer friedlichen Sehnsucht, die letztlich den Vietnamkrieg beendete und, wie viele Historiker glauben, den ideologischen Frost des Kalten Krieges auftaute. Sie bewies: Gewaltfreier Widerstand, getragen von einer Kultur der Liebe und Gemeinschaft, kann Mauern einreißen – sogar jene aus Beton.

Vietnamkrieg → Flower Power → gesellschaftlicher Wandel (KI, DALLE-3)
Vietnamkrieg → Flower Power → gesellschaftlicher Wandel (KI, DALLE-3)

Heute starren wir erneut auf eine Welt in Scherben. Der Angriffskrieg in der Ukraine, der endlose Leidenszyklus in Palästina und Israel, die vergessenen Konflikte im Sudan, Jemen und anderswo zeichnen das düstere Bild einer neuen Ära der Konfrontation. Die Bilanz der letzten Jahrzehnte liest sich als Katalog des Scheiterns: Afghanistan, Syrien, Libyen – interventionistische Politik hinterlässt oft nur Trümmerfelder und geschundene Seelen. Wir stehen am Rande eines neuen Kalten Krieges, der bereits Billionen in Rüstungspakete pumpt, während Millionen Menschen an den Folgen von Hunger, Vertreibung und direkter Gewalt leiden. Die alte Formel der Abschreckung und des „Friedens durch Stärke“ zeigt erneut ihre tragische Unfähigkeit, wirklichen Frieden zu schaffen.

Angesichts dieser trostlosen Lage stellt sich eine dringende, ja revolutionäre Frage: Was, wenn wir die mächtigste Waffe, die wir je besaßen, wieder aus dem Archiv der Ideen holen? Was, wenn wir „Flower Power“ noch einmal versuchen – nur klüger, nachhaltiger und mit den Lehren aus unseren früheren Fehlern?

Dies ist genau ein solcher Vorschlag. Er ist eine Einladung, die naive Romantik der Blumenkinder hinter uns zu lassen und ihr ernsthaftes, richtiges, transformatives Anliegen in eine evolutionsbiologisch fundierte, praktisch erprobte und zukunftstaugliche Lebensphilosophie zu überführen. Wir müssen nicht bei Null anfangen. Die Natur hält uns einen Spiegel vor.

Male chimpanzee (left) and male bonobo (right)
männlicher Schimpanse (links) und männlicher Bonobo (rechts)
Biologische Grundlage: Die zwei Gesichter unserer Verwandtschaft

Im dunkelgrünen Dschungel des Kongo-Beckens, südlich des gewaltigen Flusses, vollzieht sich ein stilles evolutionäres Experiment. Hier leben unsere nächsten Verwandten, die Bonobos, und sie zeigen uns eine alternative Möglichkeit, Gesellschaft zu gestalten. Während ihre nördlichen Cousins, die Schimpansen, in strengen männlichen Hierarchien leben, Konflikte mit Gewalt austragen und sogar tödliche Raubzüge unternehmen, haben die Bonobos einen anderen Weg gewählt. Ihre Währung der Macht ist nicht Aggression, sondern Zärtlichkeit.

Fight vs. Love als evolutionäre Metapher - Schimpansen und Bonobos (KI, DALLE-3)
Fight vs. Love als evolutionäre Metapher – Schimpansen und Bonobos (KI, DALLE-3)

Bei Bonobos lösen Weibchen, die solidarische Allianzen bilden, Konflikte. Spannungen um Nahrung oder Rang werden nicht mit gekeulten Fäusten, sondern mit ausgiebiger gegenseitiger Berührung, Fellpflege und sexueller Interaktion entschärft – und das geschlechtsübergreifend und in vielfältigen Formen. Der Primatologe Frans de Waal prägte dafür den Begriff „Make Love, not War“ als beobachtetes biologisches Prinzip. Dies ist keine moralische Entscheidung, sondern eine evolutionär stabile Strategie. Beide Modelle – Kampf und Kooperation – sind in der Natur erfolgreich. Das Faszinierende: Unser menschliches Gehirn ist für beide Wege verdrahtet.

Neurobiologisch ist dieses „Bonobo-Prinzip“ tief in uns verankert. Sexuelle Intimität und liebevolle Berührung setzen einen Cocktail aus Bindungshormonen frei: Oxytocin, das „Kuschelhormon“, fördert Vertrauen und reduziert Angst. Endorphine lindern Schmerz und erzeugen Glücksgefühle. Dopamin belohnt soziale Verbindung. Unser Nervensystem ist darauf ausgelegt, dass Nähe Sicherheit signalisiert – ein uraltes Programm, das der Kampf-oder-Flucht-Reaktion direkt entgegenwirkt. Wir tragen also nicht nur das Erbe der territorialen Schimpansen in uns, sondern ebenso das der bindungsorientierten Bonobos. Die Frage ist nur, welches Programm wir häufiger ausführen.

Das KISS-Prinzip in komplexen Zeiten: Fuck or Fight?

Unsere moderne Welt wird zunehmend mit dem  Akronym VUCA wahrgenommen: volatil, unsicher, komplex, mehrdeutig (siehe auch „Woke, nicht VUCA„). Diese empfundene Komplexität überfordert uns, macht uns ängstlich und lässt uns in alte, einfache Muster zurückfallen: in Abgrenzung, in Feindbilddenken, in den reflexhaften „Fight“-Modus. Die politische Rhetorik, die sozialen Medien, die Geschäftswelt – überall dominiert das Schimpansen-Paradigma der Konkurrenz und Dominanz.

Dem stellen die Bonobos das ultimative KISS-Prinzip entgegen: „Keep it simple and stupid“ oder, in ihrer Sprache: „Keep it sensual and sharing“. Ihre vereinfachende Grundregel in sozial schwierigen Situationen lässt sich provokativ auf die Formel bringen: „Fuck or Fight“. Sie wählen (fast immer) Ersteres. „Fuck, don’t fight“ – so könnte man ihre Entscheidung überspitzt formulieren. Diese Priorisierung von Verbindung über Konfrontation ist keine Flucht vor Problemen, sondern eine kluge neurologische Taktik. Denn nach einer oxytocingeladenen Verbindung ist das Gehirn physiologisch anders gestimmt: Der präfrontale Kortex, unser Zentrum für rationale Problemlösung und Empathie, wird besser durchblutet, während die Amygdala, der Angstgenerator, herunterreguliert wird. Das Problem wird nicht kleiner, aber unsere Fähigkeit, es gemeinsam zu lösen, wird größer.

KISS - Prinzip „Fuck or Fight“ (KI, DALLE-3)
KISS – Prinzip „Fuck or Fight“ (KI, DALLE-3)

„Fuck“ steht hier metaphorisch für jede Form der lustvollen, einvernehmlichen Verbindung, die uns aus dem isolierten Ich heraustreibt. Es ist die Einladung, Konflikte zuerst mit einer Geste der menschlichen Verbindung zu beginnen – einer Umarmung, einem ehrlichen Kompliment, einem geteilten Lachen, sexuellen Kontakt –, bevor wir in die inhaltliche Auseinandersetzung gehen. In einer Welt, die uns zum Kampf rüstet, ist diese Haltung die radikalste Form der Friedensarbeit.

Historische und kulturelle Vorläufer: Vom Tantra bis zu den Kommunen

Die Idee, Liebe und Sexualität als transformative, sogar heilige Kräfte zu begreifen, ist nicht neu. Sie durchzieht die Menschheitsgeschichte wie ein goldener Faden. Im tantrischen Buddhismus und Hinduismus wird Sexualität als Weg zur spirituellen Erleuchtung und Verschmelzung mit dem Göttlichen gesehen. Die physische Vereinigung wird zum Ritual der gegenseitigen Verehrung und Auflösung des Egos – eine Praxis, die Besitzdenken und instrumentelle Triebbefriedigung transzendiert.
Sex soll verbinden, statt egoistischer Gelüste willen zu dienen. In buddhistischen und hinduistischen Schulen (vor allem im Vajrayana-Buddhismus) dient sexuelle Energie dazu, Mitgefühl und Einheit zu erfahren. Solche Traditionen erinnern daran, dass körperliche Nähe in einem spirituellen Kontext heilen kann – nicht für die Erreichung eines Orgasmus, sondern für inneren Wandel.

Vajrayoginī in the form of Nāropa's Ḍākinī from a Thangka.
Foto eines Gemäldes von Vajrayoginī in der Gestalt von Nāropas Ḍākinī aus einem Thangka

Die Flower-Power-Bewegung der 1960er machte diese Haltung zu einem politischen Programm. „Make Love, not War“ war kein Slogan, sondern eine Lebenspraxis in Kommunen wie Kaliforniens „Drop City“ oder Berlins „Kommune 1“. Sie experimentierten mit der Abschaffung der Kleinfamilie, mit kollektiver Elternschaft und freier Liebe.

Opening Ceremony at Woodstock August 15, 1969.
Eröffnungsfeier in Woodstock am 15. August 1969.

Beim Woodstock-Festival 1969 schrie die Menge „Make love, not war“. Zehntausende tanzten zu „Love and Peace“-Musik und lebten offen ihre Sexualität als Protest gegen Gewalt. Solche Make-Love-Bewegungen wollten eine neue Ordnung schaffen, in der Liebe und Gemeinschaft über Angst und Misstrauen regieren.

Ihre großen Erfolge waren die Befreiung von repressiver Sexualmoral, die Stärkung der Friedensbewegung und ein nachhaltiger kultureller Wandel hin zu mehr Individualität und Toleranz. Sie öffnete den Blick dafür, dass Liebe und Frieden politische Statements sein können. Ihre Schlagworte leben in Slogans wie „Es ist genug Liebe für alle da!“ fort.

„Hair“- das beste Musical über die Flower-Power Zeit – als Film (must see). Hier der Trailer (Dauer: 2:56 min):

Doch warum haben diese Kommunen meist nicht überdauert? Die Lessons Learned sind entscheidend für eine „Flower Power 2.0“:

  1. Lernen aus der Geschichte: Historiker beobachten, dass die meisten Haus- und Landkommunen mit dem Ende des Vietnamkriegs 1975 allmählich zusammenbrachen. Das große Gegengewichtsprojekt der 1960er/70er zerfiel, als politische Spannungen sich auflösten.
  2. Ursachen der Probleme: Oft fehlte den Kommunen eine gemeinsame Vision oder Ökonomie. Zu wenig Arbeit. Zuviele Drogen. Welcher Typ Liebe und Sexualität sollte gelten? Wie geht man mit Eifersucht und Besitzdenken um? Ohne Antworten zerbrachen Gemeinschaften leicht. Viele Hippies zogen darum ins Land (Back-to-the-Land-Bewegung) oder traten wieder in die bürgerliche Gesellschaft zurück, sobald der akute Protestgeist nachließ
  3. Größe und Regeln: Kleine Gruppen können enger verbunden bleiben. Klare Absprachen zu Aufgaben, Finanzen und Entscheidungsfindung sind wichtig. Fast anarchische Ansätze (wie „keine Regeln“) sind meist zum Scheitern verurteilt. Fünf direkt zusammenlebende Personen sind wahrscheinlich die absolute Obergrenze, was auch an typischen WGs heutzutage zu beobachten ist.
  4. Spiritualität, wenn wichtig in der konkreten Gemeinschaft, darf nicht zu Dogmatismus werden: Die offene Suche erstarrte mancherorts in neuen Gurus und Sektenstrukturen.
Nähe, Gemeinschaft, Spiritualität (KI, DALLE-3)
Nähe, Gemeinschaft, Spiritualität (KI, DALLE-3)

Eine nachhaltige moderne Umsetzung braucht daher bewusste Beziehungskultur: klare, einvernehmliche Absprachen („ethical non-monogamy“), regelmäßige Kommunikation, evtl. Gesprächskreise und eine Balance zwischen Gemeinschaft und Privatsphäre.

Moderne Umsetzung: Inklusion, Beziehungsvielfalt und praktische Ethik

Die Parole der LGBTQIA+ Community „Es ist genug Liebe für alle da“ könnte das Motto einer Bonobo inspirierten Gesellschaft sein. Es fordert die wörtliche Interpretation: Wenn Liebe und Zuneigung keine knappen Ressourcen sind, die aufgeteilt werden müssen, sondern sich im Teilen vermehren, dann fällt das Trennende zwischen „mein“ und „dein“. Dies ist kein Plädoyer für promiskuitive Beliebigkeit, sondern für die Entkommerzialisierung und Demokratisierung von Zuneigung.

Die Modelle des Zusammenlebens können vielfältig sein:

  • Verantwortungsvolle Monogamie, die aus bewusster Wahl und nicht aus Besitzangst lebt.
  • Ethical Non-Monogamy / Polyamory, die mit Transparenz und Vereinbarungen Mehrfachbeziehungen pflegt.
  • Wahlfamilien und intentionale Gemeinschaften, die Verwandtschaft durch Verbundenheit definieren.
Moderne Vorsorge: Verhütung und Gesundheit

Dank moderner Medizin ist Sex heute weitgehend von Angst befreit. Die klassische Begründung für Monogamie – Kindeszeugung – hat an Zwang verloren. In-vitro-Fertilisation, Adoption und vielfältige Verhütungsmittel entkoppeln Sex fast vollständig von Schwangerschaft. Selbst sexuell übertragbare Infektionen sind behandelbar oder kontrollierbar. Die WHO stellt klar: Wird HIV erfolgreich behandelt, ist das Virus bei ausreichender Unterdrückung („undetectable = untransmittable“) nicht ansteckend. Viele andere STIs (Syphilis, Chlamydien, Gonorrhöa etc.) sind mit Antibiotika heilbar. Und gegen HPV oder Hepatitis-B gibt es Impfungen. Richtig angewandt gilt: Verantwortungsbewusstsein, Kondome und Tests schützen effektiv.
Dadurch kann auch eine offene Beziehung sehr risikoarm gestaltet werden, fast so sicher wie frühe monogame Ehen es nie waren.

Ängste und Lösungen

Natürlich bleiben psychologische Herausforderungen: Eifersucht, Verlustangst oder der Druck, eine Beziehung perfekt zu managen, können jeder Liebe schwer zusetzen. Doch Liebe selbst ist neutral – Probleme entstehen, wenn Vertrauen und Kommunikation fehlen. Offenheit ist das Stichwort. Paare und Gruppen, die dialogfähig sind, können Eifersucht als normales Gefühl benennen und bearbeiten. Häusliche Eifersucht entsteht oft aus gesellschaftlichen Besitzdenken. Ein kluger Weg ist es, Gefühle zuzulassen und nach Gemeinsamkeiten zu suchen, anstatt zu verbieten oder heimlich zu agieren.

Schluss: Eine Einladung zur friedlichen Revolution

Der Weg des „Make Love“ ist keine eskapistische Utopie. Er ist eine evolutionsbiologisch vorhandene, historisch erprobte und neuropsychologisch sinnvolle Alternative, die in unseren Zellen schlummert. Die Flower-Power-Bewegung hatte recht mit ihrer Intuition, scheiterte aber oft an der Umsetzung. Heute wissen wir mehr.

„Flower Power 2.0“ bedeutet, die Blume nicht mehr nur in den Gewehrlauf, sondern in die Architektur unserer Beziehungen, Institutionen und inneren Landkarten zu pflanzen. Es beginnt im Kleinen: Mit der mutigen Umarmung nach einem Streit. Mit dem ehrlichen Gespräch über sehnsuchtsvolle Beziehungsformen. Mit der Entscheidung, im nächsten Konflikt zuerst zuzuhören und zu verstehen, statt zu besiegen.

Peace (pixabay, ben_frieden)
Peace (pixabay, ben_frieden)

Die Bonobos im Kongo erinnern uns daran: Frieden ist nicht die Abwesenheit von Konflikt, sondern die aktive, freudige Kultivierung von Verbindung. In einer Welt am Abgrund ist diese Erkenntnis nicht naiv, sondern eine hohe Form der Intelligenz. Wir haben die Wahl zwischen den ererbten Pfaden der Schimpansen und dem alternativen Vorbild der Bonobos. Wagen wir den Sprung ins Verbundensein. Es ist genug Liebe für alle da. Wir müssen sie nur leben lernen.

Abschließend plädiert unser Vorschlag für eine Synthese: Nicht Patriarchat oder Matriarchat, sondern eine Mischform, in der alle Geschlechter gleichberechtigt sind. Der zentrale Gedanke bleibt: Beginne Konfliktlösung mit Nähe. Ob nun körperlich durch Sex, oder emotional durch eine liebevolle Umarmung – nach Intimität geht vieles einfacher. Hilfsweise kann man auch Freundschaft und Humor als Brücke einsetzen. In jedem Fall: Liebe schafft Verbindungen, baut Brücken und löst Spannungen. Mit etwas Mut und Rücksicht können wir also tatsächlich „Make Love not War“ leben – aus Überzeugung, mit Begeisterung und wissenschaftlichem Hintergrund.

Neue Hippies (pixabay, ben_frieden)
Neue Hippies (pixabay, ben_frieden)

Nachtrag:

Der Vorschlag „Make Love not War“ ist eigentlich nicht ganz neu. Der Grundgedanke lag schon dem Video zu Bonobos aus dem Weihnachtskalender 2019 (lebenswertes Chemnitz) zugrunde (Dauer: 1:27 min).

Make Love not War, Info-Schild zum Download
6x6cm:
make_love_not_war_6x6.pdf
8x8cm:
make_love_not_war_8x8.pdf

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