Nimm Platz in Chemnitz – Symbolbild (teilweise KI generiert)

Nimm Platz in Deiner Stadt

Ein Mitmach-Projekt für lebendige Innenstädte

Autor: Dirk Liesch (mit KI Unterstützung, ChatGPT)

Dieser SOL-Lernpfad wurde inspiriert durch die Aktion „Nimm Platz in Deiner Stadt“ in Bautzen und den Projektvorschlag „Nimm PLatz in Chemnitz – bunte Stühle“ von „lebenswertes Chemnitz“.

Eine Einladung zum Platznehmen

Stellen Sie sich eine Innenstadt vor, die nicht nur ein Ort zum Einkaufen, Arbeiten oder schnellen Durchqueren ist, sondern eine lebendige Bühne des Miteinanders. Eine Stadt, in der bunte Sitzgruppen zum Verweilen einladen, Kreativität sichtbar wird und Gespräche wie von selbst entstehen. Eine Stadt, in der Menschen nicht einfach aneinander vorbeigehen – sondern miteinander in Kontakt kommen, weil hier ein liebevoll bemalter Stuhl, dort ein kleiner handgestalteter Tisch zum „Nimm Platz!“ einlädt.

Genau das ermöglicht das Projekt „Nimm Platz in Deiner Stadt“: ein niedrigschwelliges, fröhliches und zugleich tiefsinniges Mitmach-Projekt, bei dem Bürgerinnen und Bürger aus ausrangierten Holzstühlen kleine Kunstwerke schaffen. Diese Stühle werden anschließend im öffentlichen Raum – vor Geschäften, Cafés, Galerien, Büros, Bibliotheken oder Wohnhäusern – jeden Tag aufs Neue aufgestellt. Besucherinnen und Besucher können sich ausruhen, Kinder können kurz verschnaufen, ältere Menschen finden spontan eine Sitzgelegenheit und alle erleben: Diese Stadt heißt mich willkommen.

Stühle und Tisch der Aktion „Nimm Platz in Deiner Stadt“ in Bautzens Innenstadt
Stühle und Tisch der Aktion „Nimm Platz in Deiner Stadt“ in Bautzens Innenstadt

Das Projekt verbindet drei große Themen, die viele Kommunen aktuell bewegen: Lebensqualität, Bürgerbeteiligung und Nachhaltigkeit. Es schafft Aufenthaltsqualität ohne große Investitionen, stärkt die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt und zeigt, dass kreative Wiederverwendung (Upcycling) eine echte Alternative zu Konsum und Wegwerfmentalität sein kann.
Nach Bautzen und Chemnitz könnte es – wie ähnliche Projekte weltweit – zu einem Funken werden, der Gemeinschaft und Stadtgefühl neu entfacht. Der Funken, der sagt: Nimm Platz. Schau dich um. Die Stadt gehört auch dir.


Welchen Nutzen bringt das Projekt?

Die Vorteile dieses Konzepts sind überraschend vielfältig – und sie entstehen fast vollständig ohne Belastung des kommunalen Haushaltes:

Mehr Aufenthaltsqualität im Stadtraum

Viele Innenstädte kämpfen mit Leerstand, schnellem Durchlaufverkehr und dem Gefühl, eher funktional als einladend zu sein. Niederschwellige Sitzgelegenheiten – die nicht an einen Konsumzwang gebunden sind – machen Stadtzentren menschlicher und zugänglicher. Besucher bleiben länger, entdecken mehr und erleben die Stadt als gastfreundlich.

egal ob „nur Bunt“ oder besonders künstlerisch, überall Sitzgelegenheiten für Besucher der Innenstadt in Bautzen
egal ob „nur Bunt“ oder besonders künstlerisch, überall Sitzgelegenheiten für Besucher der Innenstadt in Bautzen
Gemeinschaft und Zusammenhalt

Wenn Schulklassen, Kindergärten, Künstlergruppen, Seniorentreffs, Initiativen oder Einzelpersonen gemeinsam Stühle gestalten, entsteht etwas Verbindendes. Jede Sitzgruppe erzählt eine kleine Geschichte: Wer hat sie gestaltet? Was war die Idee dahinter? Wo gehört sie hin? Projekte dieser Art gelten erfahrungsgemäß als „soziale Katalysatoren“ – sie bringen Menschen verschiedener Hintergründe zusammen.

Keine Kosten für den Stadthaushalt

Stühle werden gespendet oder über soziale Kanäle, Kleinanzeigen, Möbelbörsen oder Haushaltsauflösungen gesammelt. Die Gestaltung übernehmen Freiwillige, Schulen, Vereine oder Kreativgruppen. Das Aufstellen übernehmen Geschäfte oder Anwohner während ihrer Anwesenheitszeiten – und holen sie abends wieder hinein.

Nachhaltigkeit durch kreative Wiederverwendung

Nicht jedes nachhaltige Projekt braucht Solarpanels oder komplexe Technik. Manchmal genügt ein alter Holzstuhl, der liebevoll restauriert wird. Das Projekt zeigt, wie einfach nachhaltiges Denken sein kann – und dass Wiederverwendung Spaß machen darf.

weitere „bunte“ Stühle in Bautzen
weitere „bunte“ Stühle in Bautzen
Ein neues Erscheinungsbild der Innenstadt

Stühle sind kleine Farbpunkte, aber viele Stühle sind ein visuelles Erlebnis. Das Projekt erzeugt – wie in Bautzen – eine bunte, offene, lebensfrohe Gestaltung, die auch Gäste und Touristen begeistert.

Ein Angebot für alle Generationen

Ob Kinderwagenpause, Rastpunkt für ältere Menschen oder Treffpunkt für Jugendliche: Sitzgelegenheiten sind soziale Infrastruktur. Und weil sie nicht an Konsumverpflichtungen gebunden sind, sind sie wirklich für alle gedacht.


Der künstlerische Wert des Projektes

„Nimm Platz in Deiner Stadt“ ist auch ein Kunstprojekt – und zwar eines, das Kunst dahin bringt, wo Menschen sich bewegen. Jeder Stuhl wird zu einer kleinen Skulptur, zu einem Ausdruck einer Persönlichkeit oder Gruppe. Statt Kunst nur in Museen zu verorten, entsteht hier eine offene Galerie im öffentlichen Raum.

Freiräume für Kreativität

Beteiligen kann sich jeder – vom Kindergarten über die Kunsthochschule bis hin zu Hobbykünstlerinnen und Seniorenwerkstätten. Der Reiz des Projekts liegt gerade in seiner Vielfalt: Manche Stühle sind verspielt, manche streng grafisch, manche thematisch, manche poetisch. Die Ästhetik entsteht aus dem Miteinander.

Nachhaltigkeitsziele „Keine Armut“, „Frieden“ – Beispiel aus Bautzen
Nachhaltigkeitsziele „Keine Armut“, „Frieden“ – Beispiel aus Bautzen
Kollektive Beteiligung als Wert an sich

Wenn Kinder eines Kindergartens einen Stuhl bemalen, wird dieser Stuhl mehr als ein Möbelstück: Er wird zu einem Stück Gemeinsinn. Eltern und Großeltern kommen in die Stadt, um „ihren“ Stuhl zu sehen. Schulklassen entwickeln Themenstühle – vielleicht zum Klimaschutz, vielleicht zu Europa, vielleicht zu Freundschaft.
So entsteht ein Gefühl: Wir gestalten unsere Stadt selbst. Das unterscheidet das Projekt von professionellen, aber oft distanzierten Stadtmöblierungen.

Verbindung aus Kunst, Bildung und Nachhaltigkeit

Durch die Zusammenarbeit mit Museen – wie in Chemnitz mit der Ausstellung „Best of II – Visitor’s Choice“ im Gunzenhauser – wird das Projekt professionell eingebettet. Die Stühle werden nicht nur gestaltet, sondern auch als Bildungsobjekte genutzt, etwa im Rahmen der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs).

Kunst als Dialogangebot

Ein Stuhl mit der Aufschrift „Kein Hunger“ oder „Frieden“ (SDG 2 und 16) kann Menschen ins Gespräch bringen. Kunst wird zur Einladung, sich intensiver mit globalen Herausforderungen auseinanderzusetzen – nicht abstrakt, sondern greifbar und auf Augenhöhe.

Nimm Platz in Chemnitz – Symbolbild (teilweise KI generiert)
Nimm Platz in Chemnitz – Symbolbild (teilweise KI generiert)

Thematische Gestaltung – Von Nachhaltigkeit bis Gastronomie

Die thematischen Möglichkeiten der Gestaltung sind nahezu unbegrenzt – und genau das macht das Projekt spannend.

Freie Kunst

Natürlich ist die „Freie Kunst“ hier an erster Stelle zu nennen. Wie der Name sagt, ist es „frei“.  Also verwirklicht euch selbst bei der Gestaltung der Stühle und Tische.

17 SDG der UNO
17 SDG der UNO
Bezug auf die 17 Nachhaltigkeitsziele der UN (SDGs)

Schüler können Motive wie

  • „Sauberes Wasser“ (z.B. Fische, Wellen, Wassertropfen),

  • „Leben an Land“ (z.B. Bäume, Tiere),

  • „Gleichberechtigung“ (z.B. Menschen verschiedener Herkunft Hand in Hand)

darstellen.

Ein Stuhl könnte ein Symbolbild tragen – z.B. ein zerbrochenes Herz, das wieder zusammengefügt wird, als Zeichen für „Frieden, Gerechtigkeit und starke Institutionen“. Zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UNO siehe auch Nachhaltigkeitsglas“ des aracube e.V..

„Nachhaltigkeits-Glas“ des aracube e.V. zum „Denk Weiter!“ 2023
„Nachhaltigkeits-Glas“ des aracube e.V. zum „Denk Weiter!“ 2023
Multikulturelle Themen in Verbindung mit Gastronomie

Restaurants könnten Themen ihrer Küche/Ausrichtung/Herkunft aufgreifen:

  • Eine Pizzeria gestaltet z.B. Stühle in italienischen Farben, mit Vespa-Motiven, Pasta-Illustrationen, Vesuv- oder römisches Reich Motiven ….

  • Ein griechisches Restaurant zeigt Mythen, Inselmotive, Olivenzweige oder Blau-Weiß der Ägäis ….

  • Ein syrisches Café könnte traditionelle Ornamente oder arabische Muster einbringen ….

  • Asiatische Restaurants Mythen, Motive, Traditionelles oder Modernes aus Asien…
  • Amerikanische Restaurant Themen rund um alte Kulturen, Indianer ;-), Karibik, Anden …
„italienische Stühle“ in Bautzen
„italienische Stühle“ in Bautzen
 Lokale Unternehmen und Büros

Geschäfte und Büros können Stühle bemalen lassen, die Bezug auf ihr Gewerbe haben … oder natürlich auch „freie Kunst“:

  • Ein Optiker gestaltet einen „Brillenstuhl“ oder nutzt Braille (Blindenschrift) -Texte als Gestaltungsmöglichkeit ….

  • Eine Buchhandlung lässt literarische Motive entstehen….

  • Eine Bäckerei zeigt Brote, Kornähren oder Backwerkzeuge….

Thematische Stuhlreihen für Veranstaltungen
  • „Sportstuhl-Serie“ zur Fußball-EM oder zu Stadtläufen….

  • „Wissenschaftsstühle“ in Kooperation mit Hochschulen….

  • „Geschichtsstühle“ mit Motiven zur Stadtgeschichte – Bilder berühmter Persönlichkeiten oder historischer Plätze….

weiteres „Nimm Platz“ Beispiel aus Bautzen
weiteres „Nimm Platz“ Beispiel aus Bautzen

Internationale Inspirationen

Ähnliche Projekte (nicht nur das aus Bautzen) zeigen, wie vielfältig solche Aktionen sein können (mit ähnlichem „kollektiven“ Ansatz):

All diese Beispiele zeigen: Stühle können kulturelle Erlebnisse werden.


Vorschläge zur Realisierung und Umsetzung

Woher kommen die Stühle?
  • Spenden von Bürgern („Holzstuhl gesucht – bring ihn in die Stadt!“).

  • Kleinanzeigen, Möbelbörsen, Flohmärkte, Haushaltsauflösungen, Sozialkaufhäuser, Sperrmülltage.

  • Anfragen bei Hotels, Vereinen oder Gastronomiebetrieben, die alte Bestände aussortieren.

Wer gestaltet sie?
  • Schulklassen, Kunst-AGs, Hochschulen, Vereine, Seniorenclubs, Kulturinitiativen.

  • Offene Workshops, z.B. im „Chemnitzer Wissensgarten“, in Museen oder in Stadtteilzentren oder in teilnehmenden Restaurants, Geschäften und Büros.

  • Künstlerinnen und Künstler, die einen Stuhl als „Open Artwork“ gestalten.

Wie kommen Stühle an Geschäfte/Anwohner?
  • Über eine „Stuhlvermittlungsbörse“:
    – „Wer hat einen Stuhl gestaltet?“
    – „Wer möchte einen Stuhl aufstellen?“

  • Die Stadt oder ein Verein koordiniert lediglich die Kontakte.

  • Eine Tombola: Jeder gestaltete Stuhl wird verlost; die Loseinnahmen gehen an soziale Projekte, die die Gestalter vorher ausgewählt haben.

  • Eine Auktion: Besonders kunstvolle Stühle werden zugunsten sozialer Projekte versteigert.

  • Eine Stempelkarte: Wer fünf Stühle gestaltet, erhält Materialgutscheine eines Baumarkts oder Teilnahme an einem Workshop, o.ä.

Vandalismusschutz

Wie Bautzen zeigt: Wenn Stühle täglich von Anliegern aufgestellt und abends hereingeholt werden, sind Schäden minimal. Der Bezug „dieser Stuhl gehört uns“ erhöht automatisch die soziale Kontrolle.


Fazit & Aufruf – Eine Einladung an Städte überall

„Nimm Platz in Deiner Stadt“ ist mehr als ein hübsches Kunstprojekt. Es ist ein Zeichen dafür, dass Stadtentwicklung nicht immer teuer oder kompliziert sein muss. Manchmal genügt ein einfacher Stuhl, um Begegnungen zu ermöglichen. Manchmal reicht ein bisschen Farbe, um eine Stadt freundlicher zu machen. Und manchmal entsteht aus einer Bürgeridee ein nachhaltiger Beitrag zur Lebensqualität einer ganzen Region.

Das Projekt zeigt, wie kreativ, solidarisch und lebensfroh eine Gemeinschaft sein kann. Es verbindet Nachhaltigkeit mit Kunst, Stadtgestaltung mit Beteiligung, Alltagsgegenstände mit großen Themen. Bautzen, Chemnitz und viele andere Städte können damit Vorreiter einer Bewegung werden, die sagt:
Unsere Stadt gehört uns allen – und jeder darf Platz nehmen.

Deshalb der Aufruf:
Liebe Städte, Kommunen, Gemeinden – macht mit! Öffnet eure Plätze für bunte Stühle und kleine Tische. Begeistert eure Bürgerinnen und Bürger. Nutzt dieses einfache, kostengünstige und wirkungsvolle Projekt, um eure Innenstädte lebendiger, menschlicher und nachhaltiger zu gestalten.

Wenn Interesse oder Fragen bestehen, dann bitte Kontakt zu uns aufnehmen.

Die Welt braucht mehr Orte des Austauschs und mehr Ideen, die verbinden statt trennen. „Nimm Platz in Deiner Stadt“ ist dafür ein  guter Anfang.

Nimm Platz in Deiner Stadt, Info-Schild zum Download
6x6cm:
nimm_platz_in_deiner_stadt_6x6.pdf
8x8cm:
nimm_platz_in_deiner_stadt_8x8.pdf

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